Chronik der Warthausener Feuerwehr
Schon zu Stadions Zeiten hatte der Ort Warthausen sowohl für das Schloss wie die Umgebung und die ganze Herrschaft Feuerwehraufgaben zu übernehmen. Nach einer herrschaftlichen Verordnung von 1761 mussten, „sobald ein schweres Donnerwetter sich hiesiger Gegend nähert“, zwischen dem Mai und dem Oktober der Wirt von Unterwarthausen und die Pferdebauern von Oberwarthausen „gleich ihre Pferde anschirren“ und bis Beendigung des Gewitters in Bereitschaft halten. Bei Aufzug eines Gewitters hatten sich der Maurermeister Reichle und Zimmermeister Haaf im Schloss einzufinden und eventuelle Einsatzbefehle abzuwarten.
1809 besaß Warthausen zusammen mit Birkenhard, Mettenberg und Aßmannshardt gemeinschaftlich die Feuerspritze, zu deren Unterhaltung diese Orte auch concurrieren (beitragen) mussten. Neben der Feuerspritze besaß die Feuerwehr noch 2 Wagen, 4 Feuerhaken, 4 Feuerleitern, 1 Laterne und 52 Feuereimer. An Eimern fehlte es nicht, musste doch jeder Neuverheirattete oder Neubürger einen Eimer kaufen. Das Spritzenhaus befand sich in einer Remise, die ans Wächterhaus angebaut war. 1818 bestand die Feuerwehr aus 31 Männern. Wenn der Feuerreiter aus dem Nachbarort ankam und den Brand meldete, ritten sogleich zwei Feuerreiter mit dieser Nachricht nach Biberach und Birkenhard; ein dritter Feuerreiter begab sich an den Brandort, um möglichst schnell neue Nachrichten zu erfahren. Der Aufseher des Spritzenhauses richtete die Wagen und die Gerätschaften her, denn wenige Minuten nach der Meldung brachte meistens Wirt Neher vier Pferde für die Feuerspritze. In der Zwischenzeit ritten ein Sturm- und ein Trommelschläger durchs Dorf nach Oberwarthausen zum Sturmläuten in der Kirche. Die Pferdebauern waren zum Einspannen verpflichtet. Auf einem Leiterwagen wurden die Männer im Galopp von Oberwarthausen herunter eingesammelt. Wer Pferde hatte, ritt zum Einsatzort. Als sich 1816 bei einem Einsatz Johannes Braun und Josef Gerster weigerten einzuspannen, obwohl die Pferde im Stall standen, erhielten sie wegen Ungehorsams eine Strafe über 1fl. Die Warthauser Feuerwehr wurde bis nach Griesingen, Laupheim, Mietingen, Rottum, Winterstetten und Attenweiler gerufen. Oft kam der ausgerückten Mannschaft der vorausgeeilte Feuerreiter vom Einsatzort entgegen und meldete, ob umgekehrt oder weitergefahren werden müsse. Als beim Großbrand in Oberdorf (heute Mittlebiberach) am 15. Juli 1823 acht Gebäude in Flammen aufgingen, war die Warthauser Feuerwehr mit allen drei Rotten fast vollzählig im Einsatz. Einen Tag später musste sie mit sechs Wagen und 14 Abeitern zum Schuttabführen. Auf Befehl des Oberamtes hatten dorhin noch zusätzlich täglich vom 28. Juli bis 2. August drei Männer zu Aufräumarbeiten von morgens 6 Uhr bis zum Abend zu gehen. Die Ausrüstung war immer ausreichend. 1866 erhielt die Feuerwehr vom Glockengießer Zoller, Biberach, eine neue und zu damaligen Zeiten sehr teure Spritze für 1050 fl. Die alte Spritze blieb in Reserve, für den Fall dass die neue Spritze auswärts im Einsatz sein sollte.
Neben der Warthauser Feuerwehr gab es in jedem warthausischen und hospitälischen Ort schon im 18. Jahrhundert eine kleine Feuerwehr, die aber lediglich einige Feuerleitern, Feuerhaken und etwa 30 lederne Feuereimer hatte. Erst in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts schafften Birkenhard, Höfen, Röhrwangen und das Schloss Tragspritzen an. Dabei blieb es bis 1885, als die Einführung einer Pflichtfeuerwehr für jede Gemeinde gesetzlich vorgeschrieben wurde.
Schon 1884 hatte sich die Birkenharder Feuerwehr eine Fahrfeuerspritze zugelegt, auch die übrigen Feuerwehren folgten diesem Schritt in die Moderne. Wie so oft in der Geschichte der Feuerwehren kommt der Fortschritt aus der Erfahrung eines Löscheinsatzes. Nach dem Brand in der Brauerei 1901 erhielt die Feuerwehr eine „Magirusspritze“ und war damit viele Jahre auf neuestem Stand. 1939 wurde eine Magirus-Tragkraftspritze angeschafft. Heute steht in Warthausen ein motorisiertes Löschgruppenfahrzeug LF 16/12, ein Tragkraftspritzenfahrzeug TSF und ein Manschaftstransportwagen bereit. In Röhrwangen ein Tragkraftspritzenanhänger mit vorgeschobener Tragkraftspritze. Die Feuerwehrleute aus Warthausen, Röhrwangen und Höfen sind in zwei Warthauser, eine Höfer und eine Röhrwanger Gruppe gegliedert.
1840 wurde in Warthausen das erste Rathaus gebaut und auch das Feuerwehrgerätehaus darin untergebracht. Die Feuerwehr zog 1959 mit ins neue Rathaus um. Später erwarb die Gemeinde die Garagen der Brauerei und benützt diese als Feuerwehrgerätehaus und als Bauhof.
Ebenso wichtig wie die Vorbereitung auf den Brandfall waren noch vor 200 Jahren die Maßnahmen zur Brandverhütung. Es verging kaum ein Jahr, ohne dass zu Zeiten der Stadion’schen Herrschaft die Untertanen auf ihre Pflicht und Schuldigkeit auf dem Gebiet der Brandverhütung hingewiesen wurden: Back- und Waschöfen durften nur in angemessener Entfernung vom Haus gebaut werden. Werg und Flachs durfte unter Strafandrohung nicht in den Stuben und um die Öfen herum gedörrt werden. Es war verboten, in den Ställen, Scheuern, Städeln und Bühnen mit offenem Kerzenlicht zu hantieren. Jährlich kamen die Feuerschauer, der örtliche Maurer und Zimmermeister mit dem Schultheiß, um die Kamine, Schornsteine und Feuermauern zwischen Wohnung und Scheuer zu inspizieren und darauf zu drängen, die Strohdächer durch Plattendächer zu ersetzen.
Was die Herrschaft Warthausens 1765 und schon lange vorher forderte, war 100 Jahre später immer noch nicht überall verwirklicht. Oberfeuerschauer Zimmermeister Haaf aus Warthausen hatte besonders in Röhrwangen einen schweren Stand.
1841 stellten „Georg Bopp und Consorten von Röhrwangen“, die damalige Bezeichnung für eine Bürgerinitiative, an die königliche württembergische Regierung des Donaukreises in Ulm den Antrag, die bisherigen Strohdächer zunächst noch behalten zu dürfen bis zur nächsten bedeutenderen Reparatur, weil der Dachstuhl ein Plattendach nicht trage. Georg Bopp, Jacob Gerster, Mathias Gaupp, Baltes Strudel, Johann Gerster und Johann Georg Gerster erhielten dies zugestanden mit der Auflage, bis dahin das Stroh bei Reparaturen vorher dick mit Lehm zu tränken. Noch 1860 erhielt Johann Georg Gerster die Erlaubnis zur Ausbesserung des Strohdaches unter der Bedingung, das Strohdach immer mit Lehm zu überstreichen und um die Kamine herum ein Plattendach anzubringen.
Die rege Bautätigkeit zwischen 1840 und 1860 kam den Bemühungen um eine bessere Brandverhütung entgegen.
Seit 1993 steht das heutige Feuerwehrgerätehaus im neuen Ortszentrum in Warthausen mit den drei Fahrzeugen. Eine Jugendfeuerwehr wurde 1996 ins Leben gerufen und zählt bis heute rund 20 Mitglieder. Die Altersabteilung ist ebenso fester Bestandteil der Warthauser Feuerwehr . Mit rund 50 aktiven Feuerwehrangehörigen und etwa 40 Einsätzen im Jahr überwiegend in der technischen Hilfeleistung, gilt die Warthauser Wehr mit zu den größeren Wehren im Landkreis Biberach.